English version of this blog here.
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Dieser Blog-Post enthält vier Videos mit News-Features aus dem australischen Fernsehen.
... ein wenig Extra-Zeit ... |
Ein Mitschüler hat die Auseinandersetzung zwischen Mobber und Opfer, die dann komplett umschlug und sehr massiv wurde, mit dem Handy gefilmt. Dieses Video kommt in den News-Features mehrmals vor.
Ich bitte meine deutschsprachigen Leser mit wenig oder keinen Englischkenntnissen, sich trotzdem ein wenig Extra-Zeit zu nehmen und die News-Features anzuschauen, um einen Eindruck dessen zu bekommen, was passiert ist, und wer die beiden beteiligten Jugendlichen sind. Durch meinem folgenden Text fügen sich die Dinge dann hoffentlich zusammen. Falls Fragen offen bleiben: Bitte einen Kommentar schreiben; ich antworte dann bestmöglich.
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Eine kurze Zusammenfassung dessen, was hier passiert ist:
Vor einigen Tagen hat der Fall eines Jungen, der über viele Jahre hinweg in der Schule gemobbt wurde, großes Interesse der Medien erregt.
Der 16-jährige Casey Heynes aus Australien hat sich gegen einen anderen Jungen gewehrt, der in angegriffen hat und dabei ins Gesicht und in den Bauch schlug.
Der 12 Jahre alte Richard Gale, der der Angreifer war, wurde plötzlich selbst attackiert, von seinem Opfer, das älter und stärker als Richard ist.
Casey ist über viele Jahre hinweg
in der Schule gemobbt worden.
in der Schule gemobbt worden.
Und so kommt es, dass er,
auf die Frage, warum er getan hat was er tat,
folgendes sagte:
auf die Frage, warum er getan hat was er tat,
folgendes sagte:
"... und dann bin ich tatsächlich ausgerastet!"
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ACA News-Feature über Casey Heynes (16), das Opfer
ACA News-Feature über Richard Gale (12), den Bully / Mobber
ACA News-Feature über den Jungen, der den Vorfall gefilmt hat,
mit zusätzlichen Informationen
Ein Interview mit Richards Mutter,
sowie Kommentare von Nachbarn und Schülern
zu den Methoden,
mit denen die Schule, auf die Richard und Casey gehen,
gegen Mobbing vorgeht
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Was sind hier nun die eigentlichen (und ernsten) Probleme,
die hier vorliegen?
1.) Binäres Denken
... 0 und 1 ... Schwarz und Weiß ... Helden und Schurken ...
2.) Leute, die wegschauen
... Ich bin für Dich da ... außer, wenn Du mich wirklich brauchst ...
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Die Reaktionen auf YouTube, Facebook und so weiter, wie sie in den News-Features beschrieben werden, in denen sich die Leute über Caseys "heldenhafte Tat" äußern, erschrecken mich und machen mich besorgt.
Casey hat nicht für all die anderen Mobbing-Opfer, die es gibt, und die genau so wie er selbst leiden, Vergeltung geübt, und er tat es auch nicht im symbolischen Sinne. Und noch viel weniger bildet er mit seiner gewaltsamen Handlung ein Beispiel dafür, und dient als Vorbild, wie man mit einer solchen gravierenden Missbrauchs-Situation umgehen soll!
Ein Opfer, das
über viele Jahre hinweg missbraucht und terrorisiert wurde, und das
schlussendlich "ausrastet", ist kein Held.
Casey ist ein lebendes und herzzerreißendes Beispiel für jemand, der wieder und wieder bis an seine Grenzen getrieben wurde, und der keinerlei Hilfe und Unterstützung an seiner Schule bekommen hat, wie er selbst erklärt. Vor einem Jahr hat er sogar über Selbstmord nachgedacht.
Was dann schließlich passiert ist, als er sich an diesem Tag gegen Richard gewehrt hat, war ein Akt der Verzweiflung, und die massive Kraft, die er in diesen paar Sekunden entfesselt hat und die in dem Video dokumentiert wird, hätte dem Jungen, den er attackierte, großen Schaden zufügen können.
Was dann schließlich passiert ist, als er sich an diesem Tag gegen Richard gewehrt hat, war ein Akt der Verzweiflung, und die massive Kraft, die er in diesen paar Sekunden entfesselt hat und die in dem Video dokumentiert wird, hätte dem Jungen, den er attackierte, großen Schaden zufügen können.
Was Casey getan hat, geschah ganz definitiv in Selbstverteidigung, daran besteht kein Zweifel. Und dies ist auch mehr als verständlich, wenn man die Situation bedenkt, in der er sich befand ... Doch wie die Dinge sich dann abgespielt haben, erinnert an einen Schnellkochtopf, der seit langem auf einer glühend heißen Herdplatte steht und von dem urplötzlich der Deckel wegplatzt, wodurch der ganze im Inneren aufgestaute Druck auf einen Schlag freigesetzt wird!
Hätte Caseys "Body Slam" mehr Schaden angerichtet als nur das geprellte Knie, das Richard davongetragen hat, dann hätte Casey wohl mit einer Anzeige rechnen müssen. Und jeder Richter hätte bei dieser massiven Attacke eines 16-jährigen (der viel größer und stärker ist als sein 12-jähriger Widersacher) entschieden, dass die Verhältnismäßigkeit der Mittel nicht gegeben war; Casey hätte in diesem Fall dann aller Wahrscheinlichkeit nach ein hohes Strafmaß bekommen.
Und dann wäre das Opfer, das nur versucht hat, sich zu verteidigen, um aus einer traumatischen und sehr peinlichen Situation zu entkommen, ganz plötzlich selbst zum Täter geworden, ohne dies zu wollen ... aber trotzdem mit der Aussicht auf möglicherweise drastische Konsequenzen.
Wo ist hierbei wohl Heroismus zu finden?
Ich kann nur entdecken, dass die Gerechtigkeit nach hinten losgeht,
und damit die Qualen noch verstärkt werden von jemandem,
der doch sowieso schon so lange zu leiden hatte.
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Andererseits macht mich die Dämonisierung von Richard, die auf YouTube, Facebook und andernorts geschieht, wütend - wegen der Ignoranz der Leute, und wegen ihrer Unfähigkeit (oder Unwilligkeit!), in diesem Fall hier mehr Schattierungen zu sehen als einfach nur Schwarz und Weiß.
Und außerdem macht mich das Ganze sogar noch besorgt um Richard, wegen der emotionalen Belastung, die er jetzt durchmachen muss (durch die ganzen Hass-Kommentare, die er bekommt). Ich fürchte sogar um seine körperliche Unversehrtheit, wenn ich die enorme Masse von Drohungen und Hassmeldungen bedenke, die Richard von einer unzählbaren Menge von Leuten bekommt, die alle denken, dass sie etwas zu der Sache beizutragen haben ...
Diese Leute haben nichts beizutragen.
Denn Binär-Denker,
die nur in Schwarz und Weiß sehen und denken können,
sind nicht in der Lage,
und aus diesem Grund nicht berechtigt,
ein Urteil über andere Menschen zu fällen, oder über Dinge,
die vielschichtiger sind,
die mehr Schattierungen aufweisen als nur Hell und Dunkel
für deren Verständnis ein Mensch sensibel sein muss,
für deren Verständnis ein Mensch sensibel sein muss,
sowie Einsicht und Mitgefühl empfinden können,
um mit ihnen umgehen zu können.
um mit ihnen umgehen zu können.
Richard, daran besteht kein Zweifel, hat sich falsch verhalten, indem er Casey verspottet, angegriffen und geschlagen hat. Aber es ist nicht die Aufgabe eines Online-Mob, nun Hasstiraden zu verbreiten und einen 12-jährigen mit sinnlosen und mehr als unhöflichen Kommentaren zu bedrohen!
In dieser Situation, von der wir hier sprechenm und die als Video dokumentiert wurde, hat Richard zu einem System beigetragen, das anscheinend an dieser Schule gut eingespielt war:
Er profitierte von der Tatsache, dass Casey ein Opfer war - jemand, der wieder und wieder gemobbt wurde und vollkommen demoralisiert war, sodass er es nicht wagte, sich irgendjemand anzuvertrauen oder um Hilfe zu bitten; Casey traute sich nicht einmal, sich gegen jemand zu behaupten, der mehrere Jahre jünger war und dem Älteren in Sachen Stärke keinesfalls gewachsen.
... Hat Richard Casey angegriffen, weil Casey Richard zuvor tatsächlich verspottet hatte? [Anm.: Dies sagt Richard in den Interviews im zweiten und dritten Video]
... Handelte es sich um einen Angriff auf jemand, von dem bekanntermaßen keine Gegenwehr zu erwarten war und mit dem Richard ohne Risiko seinen "Spaß" haben und vor seinen Freunden cool dastehen konnte?
... Oder ist Richard ein Junge, der selbst ebenfalls von anderen gemobbt wird, und der den gleichen Druck und Schmerz wie Casey fühlt? Hat er nach einem Ventil gesucht, nach einer Möglichkeit, seine eigene Frustration abzubauen und sich dabei auch einmal "stark" zu fühlen, indem er sich gegen jemand aufspielte, der nicht zurückzuschlagen wagte?
Dies sind nur ein paar wenige der Fragen, die mir in den Sinn kommen, wenn ich über diesen Fall nachdenke. Ich kann allerdings nicht belegen, ob diese Vermutungen teilweise oder ganz der Wahrheit entsprechen.
Und deshalb gebe ich auch kein Urteil ab. Denn dies steht mir nicht zu. Und es steht auch jenen Tausenden und Abertausenden menschlichen Heißluft-Gebläsen nicht zu, die jetzt ihre Stimmen erheben, boshafte Kommentare und Drohungen herausbellen und sich selbst zu Richtern erklären.
Und deshalb gebe ich auch kein Urteil ab. Denn dies steht mir nicht zu. Und es steht auch jenen Tausenden und Abertausenden menschlichen Heißluft-Gebläsen nicht zu, die jetzt ihre Stimmen erheben, boshafte Kommentare und Drohungen herausbellen und sich selbst zu Richtern erklären.
Nichts für ungut, meine Herren und Damen Richter ... Aber Eure Verbundenheit mit dem Begriff "Gerechtigkeit" beginnt und endet auch gleich wieder mit dem einzigen Detail, das Ihr mit der Göttin Justitia gemeinsam habt:
Ihr tragt eine Augenbinde.
Aber anders als bei der Göttin besteht der Stoff, mit dem Eure Augen verhüllt sind, aus Vorurteilen, Ignoranz, Verächtlichkeit und Arroganz.
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Die einzige Sache, die sich herauskristallisiert bei alledem, was in dem voriiegenden Fall geschehen ist, und der exemplarisch für so viele Mobbing-Opfer in aller Welt steht, ist Folgendes:
Unglaublich oft stehen sie alleine da und haben niemanden, der ihnen in ihrer Bedrängnis hilft. Keiner steht für sie ein, niemand zeigt Mitgefühl, niemand unterstützt sie.
Casey wurde in seinem Interview gefragt, wie es sich denn anfühle, plötzlich 100.000 Leute auf seiner Seite zu haben, die ihn in ihren Online-Kommentaren und auch in seiner unmittelbaren Umgebung anfeuern, die ihn jetzt unterstützen und ihn einen Helden nennen.
Meine Frage ist:
Wo waren diese Leute in Caseys realem Leben, die ihm jetzt zujubeln? Wo waren sie während all den Jahren, in denen Casey gemobbt wurde? Alle die, die wussten, dass er ein Opfer war und jeden Tag misshandelt wurde - die es wussten, weil sie es sahen? Seine Mitschüler, und sogar die Lehrer an seiner Schule ... Viele von ihnen wussten davon, da bin ich mir sicher. Aber niemand kümmerte es. Niemand unterstützte Casey. Alle schauten weg, und keiner bot Hilfe an oder setzte sich für Casey ein.
Ich spreche jetzt nicht von den 100.000 Leuten aus dem Internet, die mehr oder weniger angemessene Kommentare abgeben.
Ich spreche von den Leuten aus Caseys wirklichem Leben, die da waren, an jedem Tag, die Casey aber im Stich gelassen haben - und die jetzt aus ihren Löchern gekrochen kommen und ihn triumphierend auf ihren Schultern herumtragen.
Casey wurde in seinem Interview gefragt, wie es sich denn anfühle, plötzlich 100.000 Leute auf seiner Seite zu haben, die ihn in ihren Online-Kommentaren und auch in seiner unmittelbaren Umgebung anfeuern, die ihn jetzt unterstützen und ihn einen Helden nennen.
Meine Frage ist:
Wo waren diese Leute in Caseys realem Leben, die ihm jetzt zujubeln? Wo waren sie während all den Jahren, in denen Casey gemobbt wurde? Alle die, die wussten, dass er ein Opfer war und jeden Tag misshandelt wurde - die es wussten, weil sie es sahen? Seine Mitschüler, und sogar die Lehrer an seiner Schule ... Viele von ihnen wussten davon, da bin ich mir sicher. Aber niemand kümmerte es. Niemand unterstützte Casey. Alle schauten weg, und keiner bot Hilfe an oder setzte sich für Casey ein.
Ich spreche jetzt nicht von den 100.000 Leuten aus dem Internet, die mehr oder weniger angemessene Kommentare abgeben.
Ich spreche von den Leuten aus Caseys wirklichem Leben, die da waren, an jedem Tag, die Casey aber im Stich gelassen haben - und die jetzt aus ihren Löchern gekrochen kommen und ihn triumphierend auf ihren Schultern herumtragen.
Eine Schule, an der ein Junge über Jahre hinweg massiv misshandelt wird (wie wir in dem Interview mit Casey gehört haben), und wo weder Mitschüler noch Lehrer jemals von sich aus etwas tun um zu helfen, weil sie entweder nichts merken, weil sie nicht sensibel genug sind, um die Anzeichen zu erkennen - oder schlicht und ergreifend lieber bewusst wegschauen ...
Eine solche Schule ist ein lebensfeindlicher Ort, an dem Kinder in Gefahr sind - in Gefahr, Schaden an Leib und Seele zu nehmen.
Und es ist dies ein Ort, wo jeder der Nächste sein kann auf der "Einkaufsliste" eines Mobbers, der "frisches Fleisch zum Klopfen" braucht. Denn es kümmert ja keinen, und Mobber können anscheinend tun, was sie wollen, weil Opfer es offensichtlich nicht wert sind, dass man sich für sie einsetzt.
An einem solchen Ort, wo Opfer nicht auf Unterstützung oder Hilfe hoffen können, werden sie durch die Hölle gehen, genauso, wie Casey es tun musste. Und ein jedes solches Opfer kommt möglicherweise irgendwann an einen Punkt, wo er oder sie "ausrastet".
Derart missbrauchte Kinder und Jugendliche "rasten aus" und wehren sich dann vielleicht mit Gewalt gegen andere - und riskieren damit einen Schulausschluss, und möglicherweise sogar eine Anzeige wegen Körperverletzung. Wenn sie auf diese Arten bestraft werden für das, was sie getan haben, ist die eine Sache, die für sie nach hinten losgeht.
Aber sie verlieren auch noch auf eine andere Weise, und zwar vom moralischen Standpunkt aus, denn sie benutzen dann ja genau die gleichen Methoden wie die Mobber, indem sie anderen Schmerzen zufügen und ihnen Angst machen ... und so setzt sich die Kette des Mobbings fort, und aus dem Opfer kann ein neuer Täter werden.
Aber sie verlieren auch noch auf eine andere Weise, und zwar vom moralischen Standpunkt aus, denn sie benutzen dann ja genau die gleichen Methoden wie die Mobber, indem sie anderen Schmerzen zufügen und ihnen Angst machen ... und so setzt sich die Kette des Mobbings fort, und aus dem Opfer kann ein neuer Täter werden.
Durch Mobbing traumatisierte Kinder und Jugendliche können aber auch an einen Punkt gelangen, wo sie es schlicht und ergreifend nicht mehr ertragen können gemobbt zu werden. Und dann "rasten sie aus" und richten möglicherweise Gewalt gegen sich selbst, durch auto-aggressives Verhalten, und in letzter Konsequenz, indem sie sich das Leben nehmen.
Dass sich solche finalen Szenarien zutragen können, wenn ein Kind "ausrastet" ...
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