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Sunday, February 19, 2012

Paul Henry Gingerich (auf Deutsch)

English readers: Please go here.
Der deutsche Blog zu Lonewolfs Video findet sich hier. 
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Paul Henry Gingerich



Lonewolfs Beschreibung
des haarsträubenden Falles von

Ich habe ein Transkript von Lonewolfs Bericht erstellt
und stelle die Übersetzung nun hier ein.

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Am 17. Februar 2010 wurde ein Junge namens Paul Henry Gingerich 12 Jahre alt. Zwei Monate später wurde sein Leben vollkommen auf den Kopf gestellt und auf tragische Weise verändert, durch einen 15-jährigen Bekannten, der ihn dazu überredete, ihm dabei zu helfen, seinen Stiefvater loszuwerden  —  den Stiefvater des älteren Jungen.

Paul, der versuchen wollte, Frieden zu stiften, ging im April dieses Jahres zu dem älteren Jungen nach Hause, weil er dachte, dass er die Situation würde unter Kontrolle halten und den älteren Jungen davon abbringen können, etwas so Furchtbares zu tun.

Wie sich herausstellte, wurde der ältere Junge [seit längerem] von seinem Stiefvater misshandelt und konnte dies einfach nicht mehr aushalten.

Als Paul zusammen mit einem Freund dort ankam, wurde ihm von dem älteren Jungen eine Waffe in die Hand gedrückt, und der Junge sagte Paul, dass sie den Stiefvater erschießen würden, sobald dieser den Raum betrat.

Als der Stiefvater dann herein kam, stand der ältere Junge auf und schoss zwei Mal. Er traf den Mann und tötete ihn dadurch. Er befahl Paul dann, ebenfalls zu schießen. Paul schloss seine Augen, drehte den Kopf weg und schoss ebenfalls zwei Mal. Keiner dieser beiden Schüsse waren tödlich für den Mann; die Schüsse des älteren Jungen waren es. Somit hatte dieser Junge seinen eigenen Stiefvater umgebracht.

In einem Anfall von Panik rannten die Jungen dann davon. Einige Zeit später wurden sie festgenommen und nach Indiana zurückgebracht, nach Kosciusko County, und dort ins Gefängnis gesteckt.

Paul war damals gerade einmal 12 Jahre alt. Der ältere Junge war 15, und er war bereits zuvor mit dem Gesetz in Konflikt geraten, als er mit einem Luftgewehr auf einen Nachbarn geschossen hatte. Man sollte eigentlich meinen, dass der Mann, der getötet wurde (also der Stiefvater), und der wusste, dass sein [Stief-]Sohn wegen einer Sache mit einem Gewehr in Schwierigkeiten gekommen war … also, man sollte meinen, dass dieser Mann vernünftig genug gewesen sein sollte, keine geladenen Handfeuerwaffen im Haus zu haben. Im Prinzip ist der arme Kerl also tatsächlich ein Stück weit mit schuld an seinem eigenen Tod!

Der ältere Junge erklärte sich eines geplanten Totschlags [aus dem Zusammenhang heraus übersetzt] für schuldig und bekam dafür 25 Jahre Gefängnis [= 30 Jahre Gefängnis; die letzten 5 auf Bewährung], im Strafvollzug für Erwachsene. Die Strafe wurde verhängt von Richter Rex Reed (Kosciusko County).

Paul Gingerich, 12 Jahre alt und klein gewachsen für sein Alter, wurde ebenfalls vor ein Gericht für Erwachsene gestellt, ohne seiner Verteidigung die Chance zu lassen, einen solchen Prozess vorzubereiten.

Paul wurde ebenfalls zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt – als Erwachsener.

Aus meiner Sicht wurden in dieser Tragödie so viele Verbrechen begangen …

Ich heiße nicht gut, was die beiden Jungen getan haben – es war falsch! Ich heiße auch nicht gut, was der Stiefvater dem älteren Jungen angetan hat – es war falsch! Aber ganz sicher heiße ich nicht gut, was Richter Rex Reed getan hat, indem er Paul die selbe Strafe gegeben hat wie dem älteren Jungen!

Denn wenn wir einmal die Fakten betrachten:

Paul hat nicht die Waffe abgefeuert, mit der der Mann getötet wurde. Paul hatte nicht einmal eine Waffe, als er in dieses Haus kam. Paul hatte noch nie zuvor in einem Leben eine Waffe benutzt. Paul hat dieses Verbrechen auch nicht geplant – der ältere Junge hat dies getan! Paul hatte kein Motiv – er kannte den Mann nicht einmal!

Aber: Paul, dieser kleine Junge, hat das gleiche Strafmaß bekommen wie der ältere Junge, und ebenfalls im Status eines Erwachsenen.

Das einzig Ruhige und Vernünftige, was irgendwer in dieser ganzen Sache getan hat, kam von Indianas Department of Corrections [in etwa: Ministerium für Strafwesen], das rundheraus gesagt hat, dass sie dem idiotischen Urteil von Richter Reed nicht stattgeben werden und zulassen, dass Paul in ein Gefängnis für Erwachsene gesteckt wird … er hätte dort nicht eine einzige Nacht überlebt, ohne angegriffen und sexuell missbraucht zu werden!

Also hat man ihn stattdessen in ein Hochsicherheits-Jugendgefängnis gesteckt, in Pendleton (Indiana).


[Pendleton Juvenile Correctional Facility]

Dies alles ist einfach nur falsch … Aber insbesondere ist das Verbrechen dieses Richters falsch!

Paul hat das Schicksal nicht verdient, dass ihn getroffen hat. Jawohl, er sollte bestraft werden für das, was er getan hat, Aber sein Anteil an dem ganzen war klein, verglichen mit all dem, was der ältere Junge und sein Stiefvater zu Hause durchlebt haben. Warum der Richter dies alles an einem 12-jährigen Jungen ausgelassen hat, kann ich nicht verstehen.

Diese Sache belastet mich seit zwei Jahren [Lonewolf kennt Pauls Familie persönlich und hat von Angang an und sehr detailliert mitbekommen, was sich zugetragen hat]. Denn morgen, am 17. Februar 2012, wird Paul 14 Jahre alt.

Er hat nun zwei Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht. Er muss dort raus. Er muss wieder zurück zu seiner Familie, zu den Menschen, die ihn lieben und die ihm helfen können, mit all dem klar zu kommen.

Es liegt keinerlei Sinn in der Entscheidung dieses Richters, so viele Leben wie nur möglich zu ruinieren. Aber das ist genau, was er getan hat.

Der Staat Indiana hat ein Problem. Er denkt, dass er einen 12-jährigen Jungen hernehmen kann und entscheiden, dass dieser ab sofort ein Erwachsener ist.

Und dies geschieht [nicht nur hier, sondern] tatsächlich überall in den Vereinigten Staaten – 2.200 Kinder, die jünger sind als 15 Jahre, sind in Gefängnissen für Erwachsene eingesperrt. Manche von ihnen erwartet sogar die Todesstrafe!

Was ist nur mit diesem Land los?!

In den Jahren, seitdem die Vereinten Nationen gegründet wurden, sind viele Kinderschutz-Fälle dort vorgebracht worden – um gegen Kindesmissbrauch vorzugehen, um gegen Kinderpornografie vorzugehen, gegen Kinderarbeit und Versklavung von Kindern, gegen Kinderhandel zum Zweck der Prostitution, und um dagegen einzuschreiten, dass Kinder in Dritte-Welt-Ländern in der Armee dienen müssen.

Und jedes Mal haben die USA diese Resolutionen unterstützt. Doch es gibt eine Resolution, die die USA nicht unterstützen – und das ist die Resolution gegen Gerichtsverfahren gegen Kinder nach Erwachsenenstrafrecht.

Die Vereinigten Staaten von Amerika fallen in die gleicheKategorie wie das Land Somalia, wenn es um das Thema Kinder vor Erwachsenen-Gerichten geht. Da haben wir nun also das "großartige" Land Amerika, das denkt und empfindet wie der Piraten-Staat Somalia!

Denken Sie einmal darüber nach. Wollen Sie, dass Ihr Kind vor einem Richter stehen muss in einem Land wie Somalia? Wenn ihr Kind in den Vereinigten Staaten vor einen Richter treten muss, erwartet es das gleiche Schicksal.

Ich bin der festen Auffassung, dass das massivste Verbrechen, dem wir uns hier gegenübersehen, die Tatsache ist, dass Paul immer noch im Gefängnis ist, und dass das County, das ihn verurteilt hat, nun die Sache massiv schleifen lässt, dem Obersten Gerichtshof von Indiana jene Dokumente zu liefern, die Paul eine neue Anhörung bei Gericht ermöglichen würden – und deshalb bleibt er eingesperrt. Deshalb muss er weiter leiden, deshalb muss seine Familie weiter leiden, und deshalb muss seine Mutter alle möglichen Schikanen durchmachen, um wenigstens ab und zu die Erlaubnis für einen Besuch bei Paul zu erhalten!

BITTE geht auf Facebook und gebt dort "Support 12 Year Old Paul Henry Gingerich" ein und klickt auf "Mag ich". Es gibt dort auch einen Bereich, wo Ihr seine Adresse im Gefängnis von Pendleton (Indiana) erfahren könnt, um ihm zu schreiben.


Paul Gingerich
201351 Pendleton Juvenile Correctional Facility
P.O.Box 900
Pendleton, In.
46064
USA

Paul braucht unsere Unterstützung. Er muss eine neue Anhörung bekommen.

Und Leute wie Richter Rex Reed, die ihn ihren schwarzen Roben herumlaufen und meinen, Gott über unsere Kinder spielen zu dürfen, sollten sich besser vorsehen.

Denn ich würde niemals zulassen, dass mein Kind vor einem Richter in den Vereinigten Staaten stehen muss – oder in Somalia.

Danke für Eure Aufmerksamkeit.

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2 comments:

Anonymous said...

Das mit Paul ist echt häftig! Ich kenne so einen ähnlichen Fall aus den USA da wurde ein Taxifahrer getötet und ein 14 Jähriger (ein Gangmitglied) hatte den Mord gestanden obwohl er es nicht war.. wenn er wieder rauskommen würde aus dem Gefängnis.. hätte er für sein Leben ausgesorgt weil er einen reichen Mann geschützt hatte und da er 14 war hätte er nur ein paar Jahre bekommen! Jedenfalls kam er ins Gefängnis und wurde von einem Gefängnisinsassen wegen eines Streits um eine Zahnbürste abgestochen! Worauf ich hinaus will ist das die Kinder in diesem alter noch keine Ahnung von dieser Welt haben und sich deshalb aus Unwissen in die scheiße Reiten! Bei Paul war das ganze Soziale umfeld mitschuldig.. weil mit 12 Jahren hat man nicht wirklich Ahnung welche folgen das eigene Handeln haben kann! Man ist wortwörtlich zu beschränkt und benötigt eine Aufklärung von Gut und Falsch um eigene gute Entscheidungen treffen zu können!

Unknown said...

In Amerika wird in vielen Bundesstaaten ganz einfach außer acht gelassen, dass Kinder und Jugendliche nicht wie Erwachsene beurteilt (und dementsprechend abgeurteilt) werden können. Die Gesetzesklausel, die dies in den USA ermöglicht, widerspricht allem, was aus pädagogischer, biologischer und psychologischer Sicht Fakt ist.

In dem Fall des Jugendlichen, der, wie Du beschreibst, für jemand anders quasi das Bauernopfer gespielt hat (und dann im Gefängnis sein Leben verlor), hätte für diesen Jugendlichen genauso gut von Anfang an daneben gehen können. Die Klausel wird nicht zwingend angewendet, sondern nur, wenn das Gericht so beschließt. Und dann wäre dieser Jugendliche eben auch gleich für 30 oder mehr Jahre eingesessen oder hätte lebenslang ohne Möglichkeit auf Bewährung bekommen - was seinen Deal mit dem wirklichen Täter quasi hinfällig gemacht hätte.

Das Problem in Pauls Fall (und in dem von ca. 2.200 weiteren Kindern und Jugendlichen in den USA, die nach Erwachsenenstrafrecht abgeurteilt wurden und derzeit ihre Strafen zum großen Teil in Erwachsenen-Gefängnissen absitzen) ist, dass die Justiz in diesen Fällen vollkommen versagt und bewusst den Gedanken an Re-Sozialisierung von Tätern durch das Verbüßen einer Strafe völlig außer acht lässt.

Das einzige Ziel, das durch Urteile wie dass in Pauls Fall erreicht werden soll, ist Vergeltung. Und dies auf Biegen und Brechen - von geltenden Gesetzen und Grundrechten.