English version of this blog here.
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Vor 25 Jahren, im August 1986, kam der Film STAND BY ME in den USA in die Kinos. Basierend auf der Novelle "Die Leiche" von Stephen King (veröffentlicht in dem Buch "
Frühling Sommer Herbst und Tod") war es klar, dass dieser Film Aufmerksamkeit gewinnen würde.
Aber gewöhnliche Stephen-King-Fans (so wie ich einer war), die (aus gutem Grund!) den meisterhaften Horror und die die tief gehende psychologische Spannung von Kings bis dahin veröffentlichten Romanen und Kurzgeschichten schätzten, mussten ihre Wahrnehmung etwas neu kalibrieren, wenn sie sich dieser Novelle und auch dem nach ihr entstandenen Film nähern wollten.
Die Novelle "Die Leiche" wies an der Oberfläche andere Stimmungen und Strömungen auf als die nervenzerfetzende Spannung sowie die nächtliche Albträume (und manchmal auch üble Tagträume!) auslösenden Beschreibungen, die King-Leser aus seinen Werken kannten und liebten - in Romanen wie "Carrie", "The Shining", "Cujo" und "Brennen muss Salem", ganz zu schweigen von Kings frühem Meisterwerk "Es". Das Element des Übernatürlichen fehlte vollkommen in "Die Leiche" - was aber nicht hieß, dass diese Geschichte den Leser nicht ganz tief drinnen berührte und ihn bisweilen bis ins Mark erschütterte!
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Gordie Lachance
(Wil Wheaton) |
"Die Leiche" handelt von den Erinnerungen eines erwachsenen Mannes an seine Jugend im Jahr 1959, als er sich im Alter von zwölf Jahren zum ersten Mal mit dem Tod und dem Verlust eines geliebten Menschen auseinandersetzen muss.
Gordon "Gordie" Lachance verlor seinen geliebten älteren Bruder kurz zuvor durch einen Autounfall. Gordies Eltern sind in ihrer Trauer kaum in der Lage, ihr in Scherben gegangenes Leben wieder zusammenzusetzen, und vernachlässigen daher ihren jüngeren Sohn -
"In diesem Sommer wurde ich zu dem Unsichtbaren Jungen", so drückt es Gordie aus, der stets ein wenig im Schatten seines großen Bruders Denny gelebt hatte (ein Einser-Schüler, Football-Star in der Schule und der Stolz seiner Eltern).
Gordies Leidenschaft liegt nicht im Sport, sondern im Erfinden von Geschichten - etwas, das ihm nun ein wenig dabei hilft, den Tod seines Bruders zu verarbeiten (der, anders als die Eltern, Gordie's Schreibtalent mochte), und das im späteren Leben dann zu Gordies Beruf werden würde.
Es versteht sich von selbst, dass Gordie Lachance Kings Alter Ego in dieser Geschichte ist.
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Vern, Chris, Gordie and Teddy |
Seine Freizeit mit
seinen drei besten Freunden Chris, Teddy und Vern zu verbringen, ist Gordies anderes Gegengewicht zu seinem tief sitzenden Trauma.
Allerdings basiert die Freundschaft dieser Jungen teilweise darauf, dass jeder von ihnen seine eigenen Probleme hat, die ihr Leben überschatten:
Chris kommt aus einer zerrütteten Familie, in der Alkoholabhängigkeit und Kriminalität an der Tagesordnung sind. Teddy ist mit einem Vater geschlagen, dessen geistige Gesundheit durch seinen Einsatz als Soldat im Normandie-Einsatz im Zweiten Weltkrieg schwer gelitten hat, und Vern ist ein übergewichtiger und schüchterner Junge, der oft von anderen gehänselt und tyrannsiert will, allen voran von seinem größeren Bruder. Und alle vier Jungen werden regelmäßig von Halbstarken im Ort schikaniert.
Die vier Freunde verbringen die Tage ihrer Sommerferien miteinander, doch ihnen steht viel bevor, als sie sich entschließen, gemeinsam einen Ausflug zu machen bei dem sie die vermisste Leiche eines Jungen in ihrem Alter zu finden. Der aus einem Nachbarort stammende Ray Brower war zum Blaubeerenpflücken an einem Bahngleis gegangen und dabei dann von einem Zug erfasst und getötet worden.
Durch Zufall hatte Vern erfahren, wo die Leiche des Jungen wahrscheinlich gefunden werden konnte, und so entschließen sich die vier Freunde, loszuziehen und die vermisste Leiche zu bergen. Damit, so hoffen sie, kommen sie dann in die Zeitung, und vielleicht sogar ins Fernsehen, und werden als "Helden" gefeiert.
Jene unter Euch, die die Novelle oder den Film bereits kennen, bedürfen keiner weiteren Beschreibung - und jene, die bisher noch nichts von Stephen Kings Geschichte und dem Film gehört haben, werden ab hier nun keine weiteren Details mehr vorfinden. Ihr solltet Euch aufmachen und diese beiden Dinge für Euch selbst entdecken - ich verlinke den Film auf DVD und das Buch für Euch am Ende dieses Blogs. Beides absolut empfehlenswert.
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Als der Film in Deutschland herauskam (was erst im Februar 1987 geschah), schlug er mich vollkommen in den Bann, und ich habe ihn mir tatsächlich
zwölf mal innerhalb von drei Wochen im Kino angeschaut.
Anmerkung
Jawohl, ein Student der Berufsakademie zu sein hatte durchaus gewisse Vorteile - das Studieren ließ mir genug Zeit, um mich auch den "wirklich wichtigen Dingen des Lebens" angemessen widmen zu können :-)!
Ich habe mir den Film aus verschiedenen Perspektiven angeschaut, denn ich war ...
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ein Fan von Stephen King, der Kings Schreibkünste im Beschreiben von Ereignissen und auch von Personen und Gefühlen liebte (und dies auch heute noch tut), und ich fand von alledem so viel in diesem ausgezeichnet gemachten Film!
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ein junger Mann von gerade Mal 22, der immer noch mit seiner Kindheit und den Teenager-Jahren gut auf Tuchfühlung stand und der Teile seines Lebens symbolisch in der Handlung und in den Hauptpersonen dargestellt fand (es war noch nicht solange her, dass ich selbst den Übergang vom Kindheit in die Pubertät durchgemacht hatte und dabei mein Bündel an Problemen, Verwirrungen und Ängsten zu schleppen hatte).
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ein Student der Sozialpädagogik (seit einigen Monaten zu diesem Zeitpunkt), und ich
begann damit, einige Dinge in diesem Film zu entdecken, die eine starke Beziehung zu meinem zukünftigen Berufsfeld (in späteren Jahren kam dann noch einiges an solchen Entdeckungen hinzu).
Und es hat mir damals auch mehr und mehr gefallen, die Reaktionen im von Vorstellung zu Vorstellung wechselnden Publikum zu beobachten - Reaktionen auf Szenen, die ich bereits gesehen hatte und von denen ich wusste, was kommen würde. Es war (auf eine gute Art) irgendwie aufregend, quasi im Voraus (und auf die Sekunde genau!) zu wissen, wann die Leute von etwas von etwas überrascht werden und zusammenzucken würden, wann sie
"Igitt!" sagten, wann sie laut lachen mussten und wann sie tatsächlich zu Tränen gerührt werden würden.
Das gerade Beschriebene fand jedoch stets nur auf einem Nebenstrang meiner Aufmerksamkeit statt, denn ich habe mich tatsächlich jedes Mal bewusst in den Bann dieses Films begeben. Ich wusste es damals noch nicht, aber STAND BY ME enthält viel, das in meinem späteren Leben viel an intensiver und sogar tragischer Bedeutung für mich aufweisen sollte.
Und genau dies ist der Grund für meinen heutigen Blog.
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Wenn ich 25 Jahre zurück blicke und dann wieder in die Gegenwart schaue, sehe ich, wie aus den einstmaligen Kinderdarstellern Erwachsene geworden sind, und dass die Zeit Tribut von ihnen gefordert hat. Nun, aber das gleiche ist natürlich auch mit mir selbst passiert:
Damals gerade mal eben ein junger Erwachsener, bin ich heute nun (genau wie die Darsteller) ein Vierteljahrhundert älter ... mit all den körperlichen Nebeneffekten, die sich dabei so einstellen. So viel zum Äußeren.
Zusätzlich zu den Dingen in der Geschichte des Films, zu denen ich damals einen Bezug hatte, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe (und dann noch so einige Male mehr), kann ich mich nun jedoch auch mit der Figur des erwachsenen Gordon Lachance identifizieren, was mir vor 25 Jahren noch nicht möglich war.
Wenn ich die Eröffnungsszene des Films anschaue, dann sehe ich nun mich selbst.
Der Fahrersitz von Lachances Jeep entspricht dem Bürostuhl an meinem Schreibtisch, und die Zeitung war in meinem Fall eine E-Mail. Technische Details - Unterschiede an der Oberfläche. Aber der Schock und die Trauer sind genau gleich.
Nach 25 Jahren hat STAND BY ME einen neuen und noch stärkeren Eindruck auf mich, und dies wird durch das absolut Furchtbare ausgelöst, das vor etwas mehr als zwei Jahren mit dem Tod von
Kel geschehen ist ... und erneut durch den Tod von
Mike, der vor einem Jahr gestorben ist.
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Was Gordon Lachance dann macht, indem er seine Erinnerungen in Form einer Geschichte niederschreibt ... nun, ich tue dies sozusagen auf fortlaufender Basis: Indem ich Videos mache, Blogs schreibe, und indem ich mit Leuten schreibe oder mit ihnen rede (oder besser: Indem wir miteinander reden) - Leute, die auf mich zukommen und mit mir über meinen Verlust sprechen und mehr darüber wissen möchten ... und von denen sich aber auch immer wieder welche sich selbst mit in das Bild einbringen, indem sie beginnen, über Dinge zu sprechen, die sich in ihrem eigenen Leben zugetragen haben und durch die sie leidend und trauernd zurückbleiben.
Ich weiß, dass es wichtig ist, Trauer verarbeiten zu können, wenn wir jemanden verlieren, den wir lieben, damit wir unser eigenes Leben weiter leben können.
Aber ich denke, dass dieses Verarbeiten nicht etwas Endliches ist, sondern
ein fortdauernder Prozess - etwas, das im Laufe der Zeit einfacher wird, das aber niemals wirklich vorbei sein wird.
Erinnerungen an unseren Verlust werden wiederkehren und uns heimsuchen. Und manchmal wird das passieren, wenn wir am wenigstens darauf gefasst sind, und dann wird uns dies hart treffen, selbst wenn bereits viel Zeit vergangen ist, seit wir gezwungen waren, uns für immer von einem geliebten Menschen zu verabschieden.
Herzen und Seelen sind von sehr eigener Art, und die Mauern, die wir um sie herum errichten, in dem Versuch, sie (und damit uns selbst) vor Schmerz und Trauer zu schützen, werden niemals wirklich hoch und breit und flexibel genug sein, um diese Aufgabe wirklich effektiv erfüllen zu können.
"Ich hatte Chris seit über zehn Jahren nicht gesehen ... aber ich weiß, dass ich ihn für immer vermissen werde."
Diese Worte der Hauptfigur in Stephen Kings Geschichte enthalten eine grundlegende Wahrheit, der ich voll und ganz zustimme. Aber für mich hängt dies mit noch mehr zusammen, und dies macht einen grundlegenden Unterschied aus.
Für mich liegt der Schlüssel zu allem darin, vom Vermissen zum Erinnern zu gelangen.
Ich versuche nicht, neue und solide Mauern hochzuziehen - im Gegenteil:
Ich halte die Fenster zu meinem Herzen und meiner Seele, die sich in den Mauern befinden, die sowieso schon da sind, offen. Und wann immer sich eine Gelegenheit dazu bietet, füge ich sogar ein oder zwei neue Fenster hinzu. Ich blicke zurück auf die Zeit, die Kel ud ich miteinander verbracht haben, und ich teile meine Erinnerungen daran mit jenen, die gerne mehr über ihn wissen möchten.
Wenn ich ein Buch über Kel schreiben würde (und wer weiß, vielleicht tue ich dies eines Tages - in meinem Kopf ist bereits alles fertig gesammelt und strukturiert), dann wäre der letzte Satz darin eine Aussage, von der ich hoffe, dass wir alle sie zu jenen sagen können, die wir lieben und die nicht mehr bei uns sind - wenn wir es denn wagen, unser gebrochenes Herz
nicht hinter Mauern zu verbarrikadieren.
Ich werde diesen Satz hier niederschreiben, und jeder darf ihn für sich selbst benutzen - ihn aussprechen oder aufschreiben und auch den Namen des geliebten Menschen, der nicht mehr unter uns ist, in diesen Satz einfügen:
Du wirst schmerzlich vermisst,
aber Du wirst niemals vergessen sein,
und Du wirst für immer geliebt werden.
Indem wir vom Vermissen zum Erinnern kommen, gelangen wir schlussendlich auch zum Lieben ... wir gelangen
wieder dorthin - zur Liebe. Und es gibt nichts wichtigeres, was wir in unserem Leben brauchen.
Durch dies weiß ich, dass Kel für immer ein Teil meines Lebens sein wird.
Er wird bei mir sein ...
... so wie es (frei übersetzt) in dem Lied heißt,
das dem Film, über den ich hier geschrieben habe,
seinen Namen gegeben hat:
STAND BY ME
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Schaut Euch den Film an:
Lest die Novelle "Die Leiche"
in dem Buch
"Frühling Sommer Herbst und Tod"
von Stephen King
In diesem Buch ebenfalls enthalten:
Die beiden Novellen, nach denen die Filme
Die Verurteilten
und
Der Musterschüler
gedreht wurden
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