Note: English version of this blog here.
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Als ich im Jahr 1989 meinen Studienabschluss machte, wurde im Alten Schloss in Stuttgart eine Abschlussfeier veranstaltet. Na, jetzt mal bloß nicht ins Schwelgen geraten - es war eine recht profane Veranstaltung, die hauptsächlich aus ein paar Reden bestand, gehalten von Vertretern der Leitung jener Berufsakademie, an der ich drei Jahre lang studiert hatte, sowie einer Ansprache eines Vertreters unseres Studienjahrgangs (1986 - 1989).
Es gab aber auch einen externen Festredner. Und genau mit ihm begann das Problem dieser Veranstaltung. Die Schulleitung hatte nach einer Art Berühmtheit für diese Aufgabe gesucht, war aber anscheinend nicht allzu weit damit gekommen.
Unser Studienbereich war Sozialarbeit / Sozialpädagogik. Und ich denke mal, dass die Auswahl an passenden Schicki-Micki-Leuten nicht allzu groß war für unseren Rektor und seine Mitverantwortlichen anboten ... Oder vielleicht war auch ganz einfach niemand mit ein wenig Starruhm, interessiert daran, zu Studenten zu sprechen, die an diesem Tag ihr Diplom für etwas bekamen, das die meisten Leute irgendwie überhaupt nicht definieren können.
Kurz gesagt: Bei dieser Veranstaltung zu sprechen war irgendwie nichts, womit man Staat machen konnte.
Und deshalb war es dann schließlich der damalige Oberbürgermeister von Stuttgart, Manfred Rommel, der uns ein Pfund Weisheit und Ermutigung mitgeben sollte, das wir auf unserem Weg in den neuen Lebensabschnitt, der vor uns lag, mitnehmen konnten.
So war jedenfalls der Plan.
So war jedenfalls der Plan.
Unser Studienabschluss fand Ende September statt. Es war immer noch sehr sommerlich (obwohl der Kalender bereits standfest "Herbst!") verkündete. Und der Sommer in Stuttgart ist eine schweißtreibende Angelegenheit, weil die Stadt in einer Art Talkessel liegt: Obwohl die Sonne dort problemlos herunter strahlen kann, scheinen sich die Winde zu sagen, dass Stuttgart wortwörtlich unter ihrem Niveau ist, und deshalb meiden sie die Stadt die meiste Zeit über.
Nicht mein Geschmack in Sachen Wetter - no, Sir!
Nun, an unserem Abschlusstag war das Wetter ziemlich klassischer Stuttgarter Sommer, und deshalb waren alle Anwesenden mehr oder weniger in Schweiß gebadet, und in dem Saal, wo die Zeremonie stattfand, war es sehr stickig. Frische Luft? Nein, war nicht lieferbar.
Als Herr Rommel (ja, in der Tat der einzige Sohn des Feldmarschalls Johannes Erwin Eugen Rommel aus dem Zweiten Weltkrieg!) dann seine Ansprache begann, versuchten wir alle, uns auf ihn zu konzentrieren und ihm zuzuhören. Minuten später bereits gaben die meisten von uns dies jedoch ganz einfach wieder auf, weil es einfach unmöglich war, seiner einschläfernden Sprechweise zu folgen, die auch noch von einem schweren Lispeln überschattet wird. Einen Teil der Schuld an der ganzen Misere trug allerdings auch die wirklich bescheidene Verstärkeranlage des Saals.
Zusammengefasst muss ich sagen, dass die komplette Rede des Herrn Oberbürgermeisters Manfred Rommel ... nein, sie ist nicht an mir vorbeigegangen - sie hat mich akustisch ganz einfach nicht erreicht!
Aber ich war nicht der einzige, dem es so gegangen ist. Ich sah so manche meiner Mit-Studenten darum kämpfen, zumindest irgendwie wach zu bleiben.
Und deshalb konnte ich leider nicht von den sicherlich wertvollen Gedanken und guten Ratschlägen, die Herr Rommel vorbereitet hatte und mit uns teilen wollte, profitieren. Ich musste meinen Weg durchs Leben irgendwie ohne diese mentale Wegzehrung beschreiten.
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Gestern nun, beinahe 22 Jahre nach meinem Studienabschluss, habe ich nun eine Abschlussrede gesehen, die richtig bei mir eingeschlagen ist und die ich die vollen 22 Minuten, die sie gedauert hat, genossen habe!
Der US-Talkshow-Host und Comedian Conan O'Brien hielt die Festansprache bei der Abschlussfeier 2011 des Dartmouth College in Hanover [sic!], New Hampshire.
Und ich kann nur sagen: Heilig's Blechle :-)!
Okay, der Humor von Conan O'Brien wird sicherlich nicht jedermanns Geschmack sein. Aber trotzdem ... Ich denke, sogar jene, die ihn nicht mögen, würden seine Rede derjenigen vorziehen, die Herr Rommel uns seinerzeit gehalten hat.
Hm, eigentlich sollte ich wohl eher sagen: Die Rede, die er uns vorenthalten hat!
Nichts für ungut, Herr Rommel - ich bin mir sicher, dass Sie ein netter Mensch sind, aber Sie sind halt einfach nicht so gut darin, zündende Reden zu halten ... oder wie Sie es aussprechen würden, "tssündende Räden".
Nichts für ungut, Herr Rommel - ich bin mir sicher, dass Sie ein netter Mensch sind, aber Sie sind halt einfach nicht so gut darin, zündende Reden zu halten ... oder wie Sie es aussprechen würden, "tssündende Räden".
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Gute Englischkenntnisse sind für das Video von Conan O'Brien in der Tat sehr von Vorteil. Aber auch diejenigen von Euch, die nicht so gut in dieser Sprache sind oder sie vielleicht auch gar nicht sprechen, sollten ruhig ein Auge riskieren. Die Reaktionen der Studenten und Professoren sprechen Bände :-)!
1 comment:
Super! Finde ich ja mal echt interessant.
Bin nicht sooo der Kommentarschreiber... Die fallen allgemein immer ein wenig kurz aus! ;-)
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