Note: English version of this blog here.
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Als ich 12 Jahre alt war (was mittlerweile über 30 Jahre her ist ... heilig's Blechle aber auch!) habe ich angefangen, selbst Schallplatten zu kaufen.
Damals waren das LPs und Singles aus Vinyl, und später kamen auch noch Maxi-Singles hinzu. Eine lange Linie aus Musik, in Schneckennudelform zusammengerollt und in die Oberfläche einer flachen, schwarzen Scheibe geritzt. Und, Verblüffung pur: Wenn man die Platte umdrehte, war da auf der anderen Seite noch eine weitere Sound-Spirale, die die Nadel meines Plattenspielers dechiffrierte und in Klänge umsetzte, indem er diese Linie entlang schlidderte, angetrieben durch die endlose Bewegung des Plattentellers.
Ihr dürft mir glauben: Bis zum heutigen Tag ist mir das Prinzip von mikroskopisch kleinen Kratzern und Dellen, die Musik enthalten, ein absolutes Faszinosum, aber immer noch bin ich nicht in der Lage, wirklich zu begreifen, wie die Sache funktioniert. Es möge sich nun bitte keiner die Mühe machen, es mir erklären zu wollen - das haben schon viele versucht, aber nach wie vor ist der reine physikalische Vorgang nichts, was mir helfen würde, das ganze wirklich zu erfassen, auf dass ich Erleuchtung erheische.
Faszination und Verwunderung ohne wirkliches Verständnis - das reicht vollkommen für mich aus, kein Problem.
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Von Analog nach Digital
Als der große Wandel kam, sprich durch die Erfindung der Compact Disc (kompakte Bezeichnung: CD), habe ich diesen Pfad widerstrebend beschritten. Es bedeutete, erst einmal ein neues Abspielgerät zu kaufen, denn CDs sind zwar rund und haben ein Loch in der Mitte, aber damit ist das Maß der Gemeinsamkeiten mit der LP auch schon erschöpft ... eine CD auf einem Plattenspieler abzuspielen erbringt äußerst unbefriedigende Ergebnisse. Nehmt diese Erkenntnis einfach als gegeben und macht Euch nicht die Mühe es selbst auszuprobieren ...
Aber als der Siegeszug der CD begann, war dies der Anfang vom so-gut-wie-Ende für die LP, und ich vollzog folgerichtig den Wechsel - ich kaufte immer weniger LPs und konzentrierte mich immer mehr auf Neuveröffentlichungen auf CD. Und, Jahre später, begann ich dann auch damit, Platten die ich bereits auf LP besaß, als digitales Medium zu kaufen.
Digital - ein neuer Begriff, der meine Hirnwindungen gut zum Qualmen brachte. Ich war ja schon nicht in der Lage gewesen, das Prinzip der guten alten LP zu begreifen, aber meine Verwirrung wurde noch verzehnfacht, als ich versuchte, irgendwie die Idee der digitalen Datenabspeicherung in meinen Kopf zu quetschen, und wie zum Geier es eine lange Reihe von Einsern und Nullen schaffte, Musik zu machen, die dann aus meinen Lautsprechern tönte.
Einmal mehr: Bitte nicht versuchen, es mir zu erklären ... Mein Gehirn ist für das Verarbeiten solcher Informationen einfach nicht gemacht.
Einmal mehr: Bitte nicht versuchen, es mir zu erklären ... Mein Gehirn ist für das Verarbeiten solcher Informationen einfach nicht gemacht.
Ich habe mich schlussendlich also mit dem neuen Musikmedium arrangiert, CDs gekauft, den Komfort, den sie boten, durchaus genossen - und mich auch mit den Schattenseiten abgefunden, zum Beispiel der Tatsache, dass Cover-Artwork nunmehr bloß noch auf der Fläche eines mickerigen kleinen Booklets stattfand, was kein Vergleich ist zu edlem Artwork auf dem großflächigen Cover einer LP. Nun ja ...
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Das Aufkommen von Musik-Downloads
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Von Etwas nach So Gut Wie Nichts
Ein weiterer Quantensprung ereignete sich, als das Phänomen aufkam, dass man sich Musik direkt über Daten-Download von Händlern wie Amazon und iTunes kaufen konnte. Es war ein Quantensprung der besonderen Art: Von Etwas nach So Gut Wie Nichts.
Die CD hatte (im Vergleich zur LP) bessere Qualität und mehr Komfort auf einem kleineren Medium geboten. Aber zumindest hatte man das Ding noch sehen können, in die Hand nehmen und auf Plattenregalen lagern!
Mit dieser neuen Revolution jedoch war all dies passé ... Reine Datenfiles, angespeichert auf der Festplatte des Computers. Cover Artwork? Fehlanzeige. Na gut, ich will fair sein: Bisweilen bekommt man ja ein "digitales Booklet" dazu, in Form eines PDF-Files. Aber jetzt mal ehrlich: Das ist, als hätte man ein Bild von einem guten Abendessen in Form einer JPEG-Datei - was aber nicht den eigentlichen Zweck erfüllt.
Mit dieser neuen Revolution jedoch war all dies passé ... Reine Datenfiles, angespeichert auf der Festplatte des Computers. Cover Artwork? Fehlanzeige. Na gut, ich will fair sein: Bisweilen bekommt man ja ein "digitales Booklet" dazu, in Form eines PDF-Files. Aber jetzt mal ehrlich: Das ist, als hätte man ein Bild von einem guten Abendessen in Form einer JPEG-Datei - was aber nicht den eigentlichen Zweck erfüllt.
Ich will hier jetzt nicht das Für und Wider digitaler Musikdownloads diskutieren. Stattdessen nehme ich Fahrt auf in Richtung eines weiteren Quantensprunges, der für mich stattgefunden hat ...
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Von So Gut Wie Nichts nach Tatsächlich Gar Nichts!
Neue Musik, die von den Musikgiganten unserer Tage veröffentlicht wird (zum Beispiel von Warner Music Group (WMG), Sony Music Entertainment (SME), Universal Music Group) (UMG), Bertelsmann Group (BMG) und wie sie alle heißen), findet für mich nicht mehr statt. Wie dies? Bitte weiterlesen.
Während der letzten drei (und bald schon vier) Jahre habe ich für mich ein reichhaltiges Potenzial neuer Musik entdeckt, und zwar auf YouTube. Ich habe Songs und Künstler aus aller Welt gefunden und mit diesen Funden dann das Verkaufspersonal meines Lieblings-Plattenladens (offline, versteht sich!) zum Schwitzen gebracht, wenn sie mich nur den Laden betreten sahen - denn sie wussten, dass ich wieder einmal etwas Neues und Seltsames entdeckt hatte ("Den Namen habe ich ja noch nie gehört ... Wie buchstabiert man das denn?") - irgendwelche Bands / Sänger / Instrumentalisten völlig unbekannter Baureihe.
Und nun durfte dann mein Lieblingssklave (sprich mein Lieblingsverkäufer in dem Laden) anfangen, die Datenbanken seiner nationalen und internationalen Großhändler zu durchforsten, in der Hoffnung, dass er die Platten, die ich haben wollte, zumindest für mich bestellen konnte. Das Absuchen der ladeneigenen Regale erwies sich in diesen Fällen fast immer als zwecklos.
Auf diese Weise wurde YouTube eine konstante Quelle der Inspiration und Entdeckung für mich, in Bezug auf Künstler aus aller Welt. Aber diese Quelle ist jetzt so ziemlich versiegt ...
Durch den endlosen Streit zwischen der deutschen GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) und YouTube darüber, wie viel Geld YouTube für das Veröffentlichen von Musikvideos / Videos, die copyrightgeschützte Musik enthalten bezahlen muss, und das seit drei Jahren anhaltende Unvermögen beider Seiten, zu einer Einigung zu kommen, ist Deutschland zu einer Wüste geworden, was das Anschauen von Musikvideos auf YouTube anbelangt.
Sehr oft ist alles, was ich bekomme, die Meldung
"Dieses Video enthält Inhalte von [Name des hochnäsigen und gierigen Musikpublishers hier einfügen]. Es ist in Ihrem Land nicht verfügbar."
Oder auch einfach nur ganz lapidar
"Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar."
Nicht verfügbar, weil ein paar sturköpfige Parteien unfähig sind, eine Einigung zu erreichen, und dies nun schon seit drei Jahren in Folge?
Ich nenne so was Kindergarten. Und, nix für ungut: Ich bin zu alt für solchen Mist; ich bin raus.
Wenn Musikpublisher Kunden aus Deutschland wie Wesen zweiter Klasse behandeln wollen, nur weil diese Multis nicht in der Lage sind, eine Lösung für ein Problem zu finden, das sich ganz leicht klären lassen würde, sehe ich keinen Grund mehr, diese Firmen zu unterstützen, indem ich CDs oder DVDs aus ihrem Programm kaufe.
Wenn Musikpublisher Kunden aus Deutschland wie Wesen zweiter Klasse behandeln wollen, nur weil diese Multis nicht in der Lage sind, eine Lösung für ein Problem zu finden, das sich ganz leicht klären lassen würde, sehe ich keinen Grund mehr, diese Firmen zu unterstützen, indem ich CDs oder DVDs aus ihrem Programm kaufe.
Und deshalb ist dieser letzte evolutionäre Schritt in der Entwicklung meiner Liebe für die Musik tatsächlich einer, der Von Etwas nach Nichts geführt hat. Zumindest, was Musik (und mehr) aus dem Programm dieser aufgeblasenen Medien-Publisher angeht.
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Aber wisst Ihr was? Meine Liebe und Begeisterung dafür, neue und faszinierende Musik zu entdecken, ist nicht erloschen durch das, was ich gerade eben beschrieben habe. Es gibt so viele Talente ohne Plattenvertrag in der Welt, die ihre eigenen Songs schreiben, singen, die Musik dazu machen, und die echt was drauf haben - von daher fehlt mir praktisch nichts.
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